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Die Kapelle an der Waldpforte

ist im Lagebuch der Gemeinde schon 1660 erwähnt als „Heiligenhaus an der Waldpforte“.

Aus einem weiteren Protokoll geht hervor, dass diese Kapelle 1701 renoviert wurde.

Die erwähnte Eintragung im Kirchenprotokollbuch lautete: „zur illumination einem tüncher von Kidderach fünf Gulden und dazu zwei Gulden für zwei bütten Kalch. Das Dach darauf besteigen lassen und davor dem Leydecker geben sechszehn Kreutzer.

 

Die Kapelle stand zum Zeitpunkt ihrer Errichtung im oder am Wald, denn in Angaben des Kassenbuchs der Gemeinde Rauenthal von 1686 sind Einnahmen aus dem Verkauf von schweren Eichenstämmen aus dem Kaltenborn und Tönges (Taunusstraße) verzeichnet.

Im Inneren des Kapellchens steht eine schöne, etwa 70cm hohe Madonna mit dem Kind, die von der Rauenthaler Lehrerin Clara Annas gestiftet wurde.

 

Die renovierte Kapelle wurde am 25. September 1988 neu geweiht.

Die Kapelle am Neuen Weg

könnte im Zusammenhang mit dem Bau des Neuen Weges errichtet worden sein, da nichts Näheres über die Errichtung bekannt ist. Sicherlich war es Dankbarkeit über die neue in den Felsen getriebene Fahrstraße, die den Zugang zu den „Neuen Wiesen“ an der Rausch schneller und ungefährlicher ermöglichte. Die Kapelle wurde am 14. September 1919 nach einer grundlegenden Renovierung durch den Frühmesser Hirschmann neu geweiht.

 

Um 14 Uhr zog die Pfarrgemeinde in einer feierlichen  Prozession zum Kapellchen, um dort an der Weihe und einer anschließenden Muttergottes-Andacht teilzunehmen.

Im Inneren stand eine etwa 80 cm hohe Madonna mit dem Jesuskind, die ehemals ihren Platz in der Pfarrkirche hatte.

 

Nach einem Einbruch und ihrer völligen Zerstörung im November 1987 erhielten wir von einer tiefgläubigen Rauenthalerin eine wunderschöne Holzmadonna mit dem Kinde, die am 25. September 1988 ebenfalls in einer feierlichen Prozession von der Jugendfeuerwehr getragen, nach Segnung in der Kirche ihren Platz am Neuen Weg einnahm.

Das Kreuz auf der Schießheck

oder auch „schwarzes Kreuz“ - ist ein Feldkreuz, das seinen Namen vom Flurkataster „am schwarzen Kreuz“ sicherlich angenommen hat,  da es keinen Beweis gibt, der das 1741 errichtete Kreuz mit dem „schwarzen Tod“, der Pest in Verbindung bringt.

 

Das 2m hohe Kreuz steht auf einem 1m hohen Sockel, der ebenfalls wie das Kreuz aus rotem Sandstein gefertigt ist. Dieser Sandstein fand bei allen Rauenthaler Wegekreuzen und Bildstöcken Verwendung und stammt aus der Gegend von Miltenberg am Main, ebenfalls gilt diese Aussage auch für fast alle Kreuze im Rheingau.

 

Der Querbalken und der Korpus beim „schwarzen Kreuz“ sind aus einem einzigen Steinblock herausgeschlagen.

Die Inschrift im Sockel lautet:

 

Durch Dein Schmerzen Durch Deinen Todt

Hilfe Jesu uns in aller Noth

Ach lasse dein Marter und dein Pein

an uns Sünter nicht verloren sein.

CH HE – Johann Hild Unterschultheis in Rauenthal Va:UN 1741.

Der Unterschultheis Johann Hild verstarb in Rauenthal am 15.12. 1739. Wer das Kreuz zu seinem Ehren errichten ließ ist nicht bekannt.

 

Das „Schwarze Kreuz“ wurde 1990 renoviert und am 18. August 1991 durch die Rauenthaler Geistlichkeit unter Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht.

Das Kreuz im Geishorn

steht am südlichen Zipfel der Rauenthaler Weinbergs-Gemarkung.

In seiner künstlerischen Gestaltung hebt sich das 3m hohe Sandsteinkreuz auf einem mächtigen Sockel stehend von den anderen Wegekreuzen ab.

 

Die Vorderseite des Sockels hat der Bildhauer mit einem reichverzierten Rankenornament im typischen Stil des Spätbarock ausgebildet. Mit einem etwas überproportionalen Korpus stellt es nur mit dem mächtigen Sockel unter dem schlanken Kreuz wieder eine gefällig anzusehende Einheit her.

 

Das schlanke Kreuz könnte lange nach der Errichtung später einmal ausgetauscht worden sein, da es aus einem anderen Sandstein wie Korpus und Sockel besteht und angefaste Kanten besitzt.

Besonders bemerkenswert ist die lateinische Inschrift des Sockels, die für das Barock typische Darstellung der Jahreszahl als Chronogramm von den Bildhauern der Zeit benutzt wurde.

 

Die Jahreszahl wurde durch römische Zahlen, die aus den Buchstaben I,V,X,L,C,D und M bestehen im Schriftbild etwas größer herausgeschlagen, sie bedeutet das Jahr 1753 und der Text auf Deutsch:

Stehe still Wanderer siehe da

aufgehängt öffnet seine Arme dir Christus

Dich mit süssen Band zu binden begehrt dir Liebe.

 

Die Zeit der Errichtung fiel in den Gemarkungsstreit zwischen Rauenthal und Eltville und könnte als Grund für die Errichtung gelten. Nach der Renovierung fand die Einweihung am 18. August 1991 statt.

Auf Grund der Flurbereinigung musste das Kreuz um 180 Grad gedreht werden und wurde am 10. Juli 2022 neu geweiht.

 

Der Bildstock des „Heiligen Franz Xaver“

im Volksmund „IXEFERI“ genannt, steht im Baiken, am oberen Ende der Baikenhohle (Plästergässchen).

Dies ist ein mächtiges Standbild vom Hl. Franz Xaver, der 1506 in Navarra geboren wurde und als Missionar der Societät Jesu in Indien, Japan und in der Südsee wirkte. Im Jahre 1552 verstarb er dort auf einer Insel und wurde 1622 von Papst Gregor XV. heiliggesprochen. Besonders im 17.  und 18. Jahrhundert wurde er als Patron der Seefahrer und Beschützer vor Stürmen und Unwetter  verehrt. Deshalb wurde  in früheren Zeiten auch die Bitten um den Wettersegen bei Prozessionen durch die Gemeinde an seinem Standbild erfleht.

Der Bildstock ist 1773 errichtet worden. Die Initialen J.W. in der Inschrift passt zu vielen Rauenthaler Familien, ist aber nicht belegt.

Die lateinische Inschrift heißt übersetzt:

Dem heiligen Franz Xaver dem Beschützer gegen Stürme

widmet (weiht) J.W. den Weinberg in Rauenthal

gegen den verderbenbringenden Sturmwind

und alle Stürme, Blitze und gegen Hagelschlag. 1773

 

Nach der Renovierung durch den Förderkreis wurde der Hl. Franz Xaver am 8. September 1996 neu geweiht.
 

Das Bildnis des „Hl. Johannes von Nepomuk an der Wied“

steht fast mitten in Rauenthal wo der Friedhofsweg in die Hauptstraße mündet. Zu früheren Zeiten war hier ein Brandweiher, daher auch sicher der Name „an der Wied“.

 

Diese Heiligenfigur ist im Rheingau als „Bumbezenes“ bekannt, wobei die Verballhornung des Namens vom Hl. Nepomuk aus dem Französischen stammt, wo er in Akten einer Rüdesheimer Familie mit „nepomucien“ angegeben ist. Im Rheingauer Dialekt war es dann zum Bumbezenes nicht mehr weit.

 

Johannes Nepomuk wurde 1350 in Böhmen geboren und war Priester in Prag. Am 21. März 1393 ließ ihn der böhmische König Wenzel foltern und anschließend von der Moldaubrücke in den Fluss stürzen, weil er der Legende nach das Beichtgeheimnis gewahrt hatte und die Beichte der Königin geheim hielt. 1729 wurde Johannes Nepomuk durch Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen.

Seit dieser Zeit wird der Heilige als Patron gegen alle Gefahren des Wassers verehrt und steht deshalb auf vielen Brücken, Häfen und an Gewässern.

 

Die lateinische Inschrift im Sockel ist wieder mit einem Chronogramm verbunden und lautet übersetzt:

Beschützer der Ehre bitte für uns.

Führer ist Dir das Kreuz Christi

 

Die Jahreszahl im Chronogramm ergibt das Jahr 1744. Gestiftet wurde das Standbild vom Mainzer Hofgerichtsrat Anselm Franz Serger.  Das Denkmal wurde nach der Renovierung am 17. Oktober 1993 eingeweiht.

Das Kreuz am Langenstück

steht an einer Stelle, wo man das ganze Rheinthal von Mainz bis Bingen überblicken kann. Das 2m hohe Kreuz steht auf einem hohen Sandstein-Sockel und wurde einschließlich dem oberen Querbalken und dem Korpus aus einem einzigen Sandsteinblock gehauen.

 

Die im Sockel eingemeiselte Schrift lautet:

Dies hat aufrichten lassen zu Ehren Gottes

Anna Maria Barthin von Adam Barth

seeligen Hinterlassene Wittib

und ihren Sohn Johannes Barth

zur Ehren verfertigen lassen 1768 Requiescant in Pace“.

 

Die Stifterin des Kreuzes, Anna Maria Barth, geborene Rau, stammte aus Eltville und hatte am 4. Oktober 1736 in der Rauenthaler Pfarrkirche Johannes Adam Barth geheiratet. Adam Barth verstarb am 7. August 1758. Der Sohn Johann Barth betrieb hier gegenüber dem Lindenplatz eine Holzküferei.

 

Nach der Renovierung wurde das Kreuz am Langenstück am 19.  August 2001 eingeweiht.

Das Kreuz an der Weinbergstraße

steht an der Einmündung der Kiedricher Straße in die Weinbergstraße oder früher des Neuen Wegs in die frühere Obergasse.

 

Es ist in eine mit Sandsteinen eingepasste Grundstückseinfriedigung integriert. Es besitzt einen aufgesetzten Korpus, der vermutlich nicht dem Originalkorpus entspricht. Von Fachleuten wird vermutet, dass es zu früherer Zeit einen Bronzekorpus besaß, der in Kriegszeiten eingeschmolzen wurde.

 

Die noch gut lesbare Inschrift lautet:

Gelobt sei Jesus Christus Amen

Haben die ehrsamen Bürger und Meister Petrus Wagner

und seine Ehliche Hausfrau

Maria Eva Wagnerin

Dem Gekreuzigten Heiland zu Ehren

Dieses Crucifixs aufrichten lassen Im Jahr 1779“.

 
Der Stifter dieses Kreuzes, Bäckermeister und Gerichtsschöffe Petrus Wagner hatte am 18. Juni 1725 Maria Eva Sturm geheiratet. Aus dieser Ehe stammen fünf Söhne und drei Töchter. Es könnte sein, dass noch direkte Nachfahren in Rauenthal leben und sich dieses Denkmals erfreuen können.

Das Wegekreuz an der Weinbergstraße konnte mit kräftiger Unterstützung des Grundstückseigentümers renoviert und am 16. August 1998 eingeweiht werden.

Neue Madonna an der Pfaffenhohle

1972 wurde eine wunderschöne Barock-Madonna - die "Madonna mit dem Strahlenkranz" - in den Weinbergen, aus der Lage Gehrn, gestohlen. Eine Suchaktion mit einem Belohnungsaufruf hat trotz Plakataktion nichts gebracht.

 

Unser Dank gehört den Rauenthaler Firmen, die sich spontan bereit erklärt hatten, die Belohnungssumme von DM 5.000,00 aufzubringen zu wollen.

Eine neue Madonna konnte natürlich keine Kopie der gestohlenen Madonna sein, weil ein Kunstwerk auch immer die Zeit seiner Entstehung spiegeln soll. Deshalb hat der Förderkreis einen Ersatz der Zeit entsprechend in Auftrag gegeben.

 

Am 12. Mai 2002 wurde die neue Madonna des Künstlers Dr. Meyer-Petzold aus Eltville am Eingang der Pfaffenhohle durch den Pfarrbeauftragten Thomas Weinert eingeweiht.

Das Kreuz an der alten Chaussee

wird heute im Rauenthaler Volksmund das „Pestkreuz“ genannt.

 

In dieser Bezeichnung verbindet sich Wahrheit und Irrtum zugleich. Das Kreuz selbst hatte mit einer Pestepidemie nichts zu tun, denn 1786 im Jahre seiner Errichtung verstarben hier in Rauenthal nur 6 Personen, weit weniger als der Jahresdurchschnitt.

 

Der Platz jedoch, an den das Kreuz aufgrund seines Gemeinderatsbeschlusses vom 13. Februar 1852 versetzt wurde und heute noch steht, erinnert uns an die schreckliche Seuche der vergangenen Jahrhunderte. Im Jahre 1814 verstarben in Rauenthal allein im Januar 35 Menschen. Da der reguläre Friedhof für diese plötzliche Todesflut nicht ausreichte, wurden an der alten Chaussee vorübergehend Bestattungen vorgenommen. Insofern ist mit dem sogenannten „Pestkreuz“ schon eine Erinnerung gegeben.

 

Die Inschrift lautet:

Jesus lass Dein Wunden

Dein Bitteren Tod und Pein

an meiner armen Seele immer nicht verloren sein

Dein rosenfarbenes Blut das werde mir zu guth

wann mir einmal mein Seel vom Leib absondern thut

Von Raymundus Pfeiffer

und seine Eheliche Hausfrau Maria Christina Pfeiffer

Geborene Schäfer

Hat Herrichten lassen Anno 1789“.

 

Nach aufwendigen Renovierungsarbeiten wurde das Kreuz am 24. August 2003 eingeweiht.

Der Winzerbrunnen

Für Rauenthal ist es der erste öffentliche Brunnen, sieht man einmal von den öffentlichen Wasserstellen ab, als es noch keine Wasserleitung gab.
Der Brunnenentwurf der Künstler Ruth Andres und Andreas Heimbrock, aus Darmstadt-Ahrheiligen, wurde nach einem Wettbewerb vom Förderkreis und dem Ortsbeirat ausgewählt.
Der gebogene Brunnenrand nimmt die Gotik der Kirche auf und wird dadurch dem renommierten Weinort Rauenthal absolut gerecht.

Ein herzlicher Dank gehört dem Planer und Ideengeber, Stadtrat Dieter Wölfel, der nicht nur die Planung und die schwierige Bauleitung für den Brunnen übernommen hat, sondern auch den Transport des Kunstwerks von Ahrheiligen nach Rauenthal. Den Aufbau in Rauenthal mit Maschinen- und Handarbeit hat er täglich unterstützt.

Ein ganz besonderer Dank gilt der Stadt Eltville, die uns mit einer großzügigen Unterstützung erst in die Lage versetzt hat das Brunnenprojekt zu verwirklichen, gleichfalls auch den Rauenthaler Spendern und Firmen, die in einer Sammelaktion den Winzerbrunnen gefördert haben, sowie auch dem Rheingau-Taunus-Kreis mit dem Kreisprogramm "Zukunft Dorfmitte". Die Anlage wird durch unseren Brunnenmeister Horst Scheuerling vorbildlich gepflegt.

Der Winerzbrunnen ist inzwischen ein Kulturgut, weil heute viele Winzer durch die maschinelle Weinlese kaum noch mit einer Butt die Trauben aus dem Weinberg tragen, genauso wenig, wie die einzelnen Winzer mit der "Stütz" noch ihren Wein von Fass zu Fass umfüllen.

Wir freuen uns, dass hier ein Dorfmittelpunkt geschaffen wurde, der unseren späteren Generationen Freude bereiten soll. Nach Einsegnung des Brunnens durch den Pfarrbeauftragten Thomas Weinert am 11. August 2012 hieß es, "Wasser marsch!".

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© Rainer Scholl